Von Drehort zu Drehort durch Saale-Unstrut
Burgen, Schlösser, Dome, Klöster und italienisches Flair: Die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut diente schon oft als Filmkulisse. Wer Streifzüge durch die Region unternimmt, wird immer wieder an Drehorten bekannter Filme vorbeikommen.
„Die Päpstin“, „Der Medicus“, „Monuments Men“: In zahlreichen nationalen und internationalen Produktionen diente Saale-Unstrut bereits als Filmkulisse. Es ist vor allem die Vielfalt an beeindruckenden Zeitzeugen des Hochmittelalters, die Regisseure, Produzenten und Locationscouts begeistert. Hinzu kommen prächtige barocke Residenzen sowie Städte, in denen die Spuren und Wunden der jüngeren Vergangenheit noch zu entdecken sind. Für kulturinteressierte Reisende ist es doppelt spannend, die Orte zu erleben – zum einen als Drehorte, zum anderen als Schauplätze tatsächlicher Geschichte.
Filmburg Querfurt: „Die Päpstin“, „Der Medicus“ und „Räuber Hotzenplotz“
Ganz oben auf der Liste der gefragtesten Kulissen in der Region steht die Burg Querfurt. Es ist die größte und älteste Burg an der Straße der Romanik. Bereits im neunten Jahrhundert wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich reicht ihre Geschichte jedoch noch weiter zurück. Seit ihrer Entdeckung als Location hatte die fotogene Anlage schon in mehr als 50 Produktionen einen Auftritt. Darunter Kino- und Fernsehhits wie „Die Päpstin“, „Der Medicus“, „Die zertanzten Schuhe“ oder „Jorinde & Joringel“. Erst im Mai war wieder eine Produktionsfirma zu Gast, um Szenen für „Räuber Hotzenplotz“ zu drehen.
Jeweils am ersten Sonntag im Monat werden auf Voranmeldung Sonderführungen für Filminteressierte angeboten. Dabei wird zum Beispiel die historische Kostümwerkstatt im Eselstall mit Original-Kleidern großer Kinoproduktionen geöffnet. Höhepunkt ist das Sommerkino im August. Am 6., 13. und 27. August wird auf dem Rondell der Südbastion die Leinwand aufgespannt.
Auch in ihren Sonderausstellungen greift die Burg Querfurt das Filmthema immer wieder auf: derzeit und noch bis Mai 2022 in der Sonderausstellung „Ganz großer Trick“, die sich der Silhouettenanimation widmet.
Arche Nebra: „Bibi & Tina“
Rund 17 Kilometer weiter südlich der Burg Querfurt ragt über den Baumwipfeln an der Unstrut die Arche Nebra auf. Der goldschimmernde futuristische Bau symbolisiert die goldene Sonnenbarke, ein Element auf der berühmten Himmelsscheibe von Nebra, die in der Nähe gefunden wurde und um die sich im Besucherzentrum alles dreht.
Mit etwas Fantasie könnte man sich das Haus aber auch als die exzentrische Villa eines größenwahnsinnigen Gauners vorstellen. So hat es zumindest Detlef Buck getan, als er in Saale-Unstrut Drehorte für seinen Film „Bibi & Tina“ suchte: „Wir waren inspiriert und dachten: Das wäre doch das ideale Zuhause für einen Antagonisten à la Goldfinger“, sagte er in einem Interview. Und tatsächlich sieht es im Film so aus, als ob Bösewicht Kakmann, gespielt von Charly Hübner, in der Arche Nebra sein luxuriöses Hauptquartier hat.
Die Mitarbeiter der Arche Nebra halten eine Dokumentation zu den Dreharbeiten bereit, die sie interessierten Besuchern gern zur Verfügung stellen. Doch auch das eigentliche Thema des Museums, die Himmelsscheibe von Nebra, ist spannend wie ein Thriller: Sie erzählt von Raubgräbern, die durch einen Zufall den Fund ihres Lebens machen, beharrlichen Kriminalisten und einem rätselhaften Artefakt von unschätzbarem Wert. Noch bis Ende September nimmt die Arche Nebra Besucher der Sonderausstellung „Sternensucher – Von der Himmelsscheibe bis zur Rosetta-Mission“ mit auf eine Reise in die Geschichte der Astronomie.
Weißenfels: „Es war einmal in Deutschland…“ und „Adam & Evelyn“
Weißenfels, die Residenzstadt an der Saale, verwandelte sich 2016 bei Dreharbeiten zum Film „Es war einmal in Deutschland…“ in das zerbombte Frankfurt am Main nach dem Zweiten Weltkrieg. Schauspieler Moritz Bleibtreu ist dabei zu sehen, wie er durch die Nord- und Weinbergstraße läuft. Kinder ziehen ihr armseliges Hab und Gut auf einem Handwagen durch die verwüstete Stadt, eine Frau wäscht sich neben Schuttbergen die Füße im Eimer. „Dass es einem die Stadt möglich macht, mitten im Zentrum einen ganzen Straßenzug zum Filmset umzubauen, ist sehr selten“, sagte Regisseur Sam Garbarski. Moritz Bleibtreu spielt David Bermann, der sich mit seinen sechs jüdischen Freunden das Geld für die Ausreise in die USA mit dem Verkauf von Wäsche verdienen will.
Ein Jahr später nutze das Filmteam um Regisseur Andreas Goldstein ebenfalls jene Straßen, um „Adam & Evelyn“ zu drehen. Diesmal wurde Weißenfels in das Jahr 1989 zurückversetzt. Statt Pferdekutsche und Handwagen fährt der Hauptdarsteller im himmelblauen Wartburg durch die Straßen. Filmfans, die Weißenfels erkunden, werden in der Neustadt mit ihren Häusern aus der Gründerzeit die Kulissen für die beiden Drehs wiederentdecken. Historische Fahrzeug wie der Wartburg werden zum Weißenfelser Schlossfest vom 26. bis 29. August zu sehen sein. Neben einer Oldtimer-Rallye gibt es ein Streetfood- und Kleinkunstfestival.
Zeitz: „Das Mädchen mit den goldenen Händen“
In Zeitz wurden Regisseurin Katharina Marie Schubert und Produzent Ingo Fliess fündig. Für ihren Film „Das Mädchen mit den goldenen Händen“, der am 3. Juli beim Filmfest in München Premiere feierte und Ende des Jahres in die Kinos kommt, suchten sie nach einer ostdeutschen Kleinstadt, die noch nicht komplett modernisiert wurde. „Es ist toll hier“, schwärmte Ingo Fliess in einem Interview während der Dreharbeiten. Was Zeitz ausmache, sagte der Produzent dem Magazin zeitzonline.de, sei die ehemalige Bedeutung als Domstadt, die sich architektonisch niedergeschlagen habe. Hier entdeckte er Straßenzüge, denen man die vergangene Zeit ansehen kann. Das sei für einen Film, der 1999 spiele, wichtig. Hauptdarstellerin Corinne Harfouch verkörpert darin eine unbeugsame Frau, die ein ehemaliges, verwahrlostes Kinderheim, in dem sie selbst aufwuchs, vor dem Verkauf an einen Investor retten will.
Die gesellschaftlichen Umbrüche haben in Zeitz Spuren hinterlassen: Das macht die Stadt nicht nur für Filmemacher interessant. Die Suche nach Drehorten ist hier immer auch Begegnung mit einer über tausendjährigen Geschichte. Bei Stadt-, Dom- und Schlossführungen, die in der Tourist-Information gebucht werden können, wird sie lebendig. Einen Hauch von „Der Name der Rose“ vermitteln „The Gregorian Voices“ am 28. August bei ihrem Konzert in der Zeitzer Franziskanerklosterkirche.
Merseburger Dom und Schulpforte: „Monuments Men“ und „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“
Hollywoodstar George Clooney wählte 2013 den Merseburger Dom als Kulisse für seinen Film „Monuments Men“. In der Schlussszene ist unverkennbar die Ladegast-Orgel zu sehen. Filmfans können den prächtigen über 1000 Jahre alten Dom und die Orgel besichtigen. Ihre Klangvielfalt wird zu den Merseburger Orgeltagen vom 11. bis 19. September erlebbar. Anlässlich des tausendjjährigen Jubiläums der Merseburger Domweihe sind zudem wertvolle Stücke aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden für eine Sonderschau, die noch bis 31. Oktober zu sehen ist, zurückgekehrt.
Ein sehenswerter Drehort ist auch Schulpforte. Das ehemalige Zisterzienserkloster beherbergt ein traditionsreiches Internatsgymnasium, in dem schon Nietzsche, Fichte und Klopstock Schüler waren. Der Kreuzgang war Drehort für „Die Päpstin“, in der Klosterkirche wurde für den Märchenfilm „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ gedreht. Schulpforte kann täglich besucht werden, während einer Führung ist auch der Kreuzgang zu sehen.
Das ist nur ein kleiner Auszug der in Saale-Unstrut realisierten Filme. Eine Übersicht liefert die Mitteldeutsche Medienförderung mit ihrem Drehreport unter www.mdm-online.de. Filmfreunde können sich die Drehorte ganz individuell erschließen. Der Tourismusverband Saale-Unstrut-Tourismus gibt unter Tel. 03445 233790 oder info@saale-unstrut-tourismus.de gern Auskunft über die Besuchs- und Besichtigungsmöglichkeiten der Drehorte in der Region.
Quelle: Saale-Unstrut-Tourismus